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Erinnerungen an die Stahlbogen - Schützen - Gesellschaft in Hammer von 1862 - 1943

Im 16. Jahrhundert gab es in den meisten Städten Deutschlands Gesellschaften der Armbrustschützen. In Nürnberg wurde im Jahre 1506 die erste Stahlbogenschützengesellschaft gegründet. Gelegentlich wurden solche Gesellschaften auch nach ihrem Schutzpatron als Sebastians Brüderschaften benannt.

Von der Armbrust zum Stahlbogen:

Aus dem Bogen entwickelte sich die Armbrust. Am Anfang war sie nichts anderes als ein an einen Schaft gebundener Bogen mit einer Vorrichtung, die ein stets gleichbleibend starkes Spannen, ein Halten in der Spannung bis zum Schuss und ein Auslösen dieses Schusses ermöglichte; weiterhin erleichterte der Schaft das Zielen.

Um erhöhte Schussentfernungen und eine größere Schusskraft zu erreichen, wurde der Bogen aus Stahl und nicht aus Horn oder Holz gefertigt. Zum Spannen des Stahlbogens wurden Vorrichtungen gebaut, die diese Arbeit übernahmen. Da gab es den Geißfuß, der nach dem Prinzip der Hebelwirkung arbeitet oder die Spannwinde. Zahnrad und Zahnstange erleichterten hier die Vorbereitung zum Schuss. Stählerne Verbindungen zwischen Schaft und Bogen waren zwangsläufig. Genaues Zielen wurde durch Visiereinrichtungen erreicht. Als Geschosse verwandte man Bolzen oder Kugeln. Für Bolzen hatte die Armbrust eine Rinne, für Kugeln einen Lauf.

Schießformen:

  1. Das Schießen auf Adler und Stern am sogenannten Vogelbaum. Die von jedem Schützen abgeschossenen Teile werden gewogen; das Gewicht der Teile entscheidet über Sieg.
  2. Das Scheibenschießen: Hier entscheidet über den Sieg die Anzahl der Ringe.

In Hammer wurde hauptsächlich das Vogelschießen durchgeführt, in dem ein altgermanischer Brauch zu erkennen ist. Meistens benutzte man hierzu die Nachbildung eines Papageien oder den heraldischen Doppeladler des alten Römischen Reiches, die als Ziele dienten.

Interessant ist es, dass das Vogelschießen vor allem in Norddeutschland auch jetzt noch anlässlich von Kirchweihen durchgeführt wird. Dies beginnt bereits z. B. in Coburg, keine 100 km von Nürnberg entfernt.

Vereinsgründung:

Im Jahre 1862 gründete der Bürger Johann Oertel in seiner Wohnung in Hammer mit Christoph von Forster den Verein der Stahlbogen - Schützen - Gesellschaft - Hammer.

Aufschlüsse über den Verein ergeben sich aus folgenden Auszügen aus den Vereinsstatuten vom 8. März 1887:

§ 1: Der Zweck der Stahlbogen - Schützen - Gesellschaft war von jeher und ist noch jetzt die Übung das Schießen nach dem Vogel oder Stern mit dem Stahlbogen, auch Schnäpper genannt. Sie will diese altertümliche Übung nicht bloß erhalten, sondern wünscht sich allgemeiner zu machen und zugleich eine frohe, gesellschaftliche Unterhaltung zu fördern.

§ 5: Jeder erwachsener und gebildeter Mann, der das 21. Lebensjahr zurückgelegt hat, kann Mitglied der Stahlbogen - Schützen - Gesellschaft werden; insofern er nicht wegen eines Vergehens oder Verbrechens einer strafrechtlichen Untersuchung unterworfen war, ohne von der Schuld freigesprochen worden zu sein, sowie derjenige ausgeschlossen ist, welcher wegen auffallend unordentlichen Lebenswandel, grober Unsitte oder häufiger Übertretung der Polizeigesetze auf das Prädikat eines gebildeten Mannes keinen Anspruch mehr machen kann.

§ 31: Neben einem Haupt- oder Festschießen sollen jährlich vier Bälle oder musikalischen Unterhaltungen stattfinden.

Schießplätze:

Der erste Schießplatz der Gesellschaft befand sich außerhalb des Ortes am sogenannten Weiherlein, der Eigentum der von Forster`schen Fabrikherrschaft in Hammer war. 1901 wurde er auf eine Waldwiese ins Freiland verlegt. Dort kam es zu den größten sportlichen und gesellschaftlichen Ereignissen des angesehenen Vereins.

Schützenkönig:

Ein bedeutungsvolles Ereignis in der Schützengesellschaft war das Königsschießen. Unter Beteiligung der Laufamholzer Einwohner wurde es als ein wahres Volksfest gefeiert. Der Titel eines Schützenkönigs war eine Auszeichnung des besten Schützen aus der Gilde. Der Sieger wurde zum König ausgerufen, trug für die Dauer eines Jahres die Ehrenkette. Sie ähnelte in der äußeren Form der Amtskette des Bürgermeisters. Zudem erhielt er oftmals Pokale, Schalen und Trinkgefäße mitunter auch in Silber. Die Feier des Königs bei Essen und Trinken war für alle Beteiligten der Höhepunkt des Festes.

Schützenmeister:

Den Vereinsvorsitzenden bezeichnete man auch als Schützenmeister.

Ganz besondere Ehre erlangte der Verein 1927 in München. Beim 1. Deutschen Armbrustschießen erkämpfte sich die Stahlbogenschützengesellschaft Hammer den ersten Hauptadler unter großer Konkurrenz.

Stammlokal:

Eine Ruine und der Wirtshaus - Ausleger "Einkehr zum Hammer" in Hammer erinnern uns noch heute an das Stammlokal der schützen, welches am 28./29.8.1943 und mit ihm die gesamte Portrait- und Trophäensammlung durch Luftangriffe völlig zerstört wurde.

Nachfolgende Abbildungen zeugen von dem ehemaligen privilegierten Verein der Stahl bogen - Schützen - Gesellschaft - Hammer.

VNL Arbeitskreis für Kultur und Geschichte

Nürnberg Laufamholz

Anita Mertel-Deuerlein Rudolf Mertel